Eine kurze Geschichte der Sternwarte Weikersheim

1977: Gründung der Astronomischen Gemeinschaft Weikersheim

"Jedem, der vom nächtlichen Sternenhimmel fasziniert ist und mehr über die Wunder des gestirnten Himmels erfahren möchte, sollte dazu die Möglichkeit geboten werden." Dies sagten sich im Jahre 1977 einige Hobbyastronomen im Main-Tauber-Kreis und gründeten die Astronomische Gemeinschaft Weikersheim. Eine geeignete, private Sternwarte (vom Zimmermann und Hobbyastronom Hans Dehner erbaut) war vorhanden. Sie stand aber in Wachbach, einem Ortsteil von Bad Mergentheim.

Sternwarte Innenansicht

Eine entscheidende Initiative ging damals vom Rotary-Club Bad Mergentheim aus. Er erwarb die Kuppel für die Stadt Weikersheim und finanzierte mit einer großzügigen Spende die ersten Maßnahmen.

So konnte mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung der Stadt Weikersheim, Polizei und Bundeswehr, am 26. Oktober 1977 die Sternwarte (Kuppeldurchmesser: 5,5 m) in Wachbach demontiert, von einem überbreiten Bundeswehr-Tieflader bei Absperrung der Straßen auf den Weikersheimer Karlsberg transportiert und dort auf ein Fundament gestellt werden.


Eine Sternstunde - Die Gründungsversammlung

Sternwarte Innenansicht Vor allem durch die Initiative von Studienrat Reinhard Bolter, Studiendirektor Rudi Ehrmann und Oberstudiendirektor Gunther Thierauf, fanden sich am 19.Januar 1978 im Gymnasium Weikersheim 26 Personen zur Gründungsversammlung der Astronomischen Vereinigung Weikersheim zusammen.

In den Vorstand wurden gewählt (von links): Reinhard Bolter (Kassier), Hans Joachim Merzdorf (Schriftführer), Bernd Bürckheimer (2. Vorsitzender) und Rudi Ehrmann (1. Vorsitzender).

In der von Hans Joachim Merzdorf ausgearbeiteten Satzung heißt es:
Der Verein verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke. Er will Kenntnisse der Astronomie und Raumfahrt an Laien vermitteln bzw. solches Wissen vertiefen. Diesem Zweck dient auch der Betrieb und die Unterhaltung einer Schul- und Volkssternwarte.

Die Presse nannte die Gründungsversammlung damals eine Sternstunde - im wahrsten Sinne des Wortes. Kein noch so schönes Bild kann ein eigenes Beobachtungserlebnis ersetzen. Mit viel Schwung und großem Engagement ging man auch zur Sache. Schon bis zum Mai 1978 hatten zahlreiche Besucher auf der Sternwarte - so die Presse - begeistert die Planeten Saturn mit Ring, Jupiter mit Monden, Mars und Venus beobachtet.

Einmal im Monat trafen und treffen sich die Mitglieder, um den weiteren Ausbau der Sternwarte zu planen und zur eigenen Weiterbildung, aber auch für interessierte Gäste, Vorträge zu halten. In der Presse machte der junge Verein immer wieder auf sich aufmerksam, sei es durch selbstgemachte Fotos oder durch regelmäßige Berichte über astronomische Themen.


Weiterer Ausbau der Sternwarte und Anlage eines Planetenweges

Nachdem 1978 die Sternwarte auf dem Karlsberg in Weikersheim fertiggestellt war, konnte 1980 ein großes gebrauchtes Cassegrain - Spiegelteleskop mit einem Hauptspiegeldurchmesser vnm 30 cm erworben werden. Kurt Fuchslocher, auch bekannt als Sonnenuhrenbauer von Röttingen und aktives Vereinsmitglied, baute im selben Zeitraum eine attraktive und sehr genaue Sonnenuhr, die heute noch auf dem Gelände der Sternwarte zu bewundern ist.

1983 konnte unter der Vorstandsschaft von Hans Joachim Merzdorf eine weitere Attraktion unserer Vereinigung der Öffentlichkeit übergeben werden. Die Darstellung einer der ersten Planetenwege in Europa findet bis heute großen Anklang bei der interessierten Bevölkerung und ist eines von vielen attraktiven Tourismuszielen in unserer Region. Wesentlicher Gestalter und Initiator des Planetenweges, im Maßstab 1 m entspricht 1 Million km, war Kurt Fuchslocher.

Eine neue Ära wurde 1995 mit dem Anschluß an das Stromnetz begonnen. Der langjährige Vorsitzende Albert Hammer sprach damals von einer der wichtigsten Sternstunden in der Vereinsgeschichte. Wurde bisher die Stromversorgung der Sternwarte mit Batterien bewerkstelligt, eröffneten sich mit richtigen Strom aus der Steckdose neue Perspektiven. Ein Telefonanschluß (Infotelefon: 07934-1365) und der Einsatz von Computer und Beamer ermöglicht uns heute auch bei schlechten Wetter attraktive Vorführungen innerhalb aber auch außerhalb des Sternwartengebäudes.

Im weiteren Verlauf der Jahre konnten durch die Mitgliedsbeiträge, Spenden und Unterstützung durch Stadt und Land weitere Gerätschaften wie eine computergesteuerte Nachführung, ein 20 cm Newton Teleskop und ein weiterer 8 cm Vixen Refraktor angeschafft werden. Nur der Traum eines großen, für unseren Standort und der Sternwarte gerecht werdenden Teleskops mußte noch etwas zurückgestellt werden. Ausbauten wie ein neuer Kuppelverschluß 1988, maßgeblich konstruiert von Siegfried Masak, und eine Kuppelabdeckung 1997 aus Titan-Zink-Blech, reduzierten immer wieder ein Teil der Ersparnisse. Aber die Ausbauten waren zwingend notwendig, um einen reibungslosen Beobachtungsablauf auf der Sternwarte zu gewährleisten.

1997 konnte die Astronomische Vereinigung Weikersheim in ihrer Festveranstaltung auf ein 20 jähriges erfolgreiches Vereinsleben zurückblicken. Als Festredner konnte der bekannte Astronom und Gründer der Sternwarte Heidelberg Prof. Dr. Hans Elsässer gewonnen werden. Und seit 1998 sind wir nun auch als e. V. im Vereinsregister eingetragen.

Die Folgejahre brachten weitere Ausbau- und Verbesserungsmaßnahmen (neue Fernrohrsteuerung, Kuppelrollenrenovierung), aber auch durch spektakuläre Himmelsereignisse wie den Kometen Hale-Bopp, die Sonnenfinsternis, etc. konnten die Besucher- wie auch die Mitgliederzahlen ständig gesteigert werden. So zählen die Weikersheimer Astronomen heute über 100 Mitglieder.

Im Jahre 2003 erfolgte dann die Ausrüstung der Sternwarte mit einem neuen großen Teleskop. Der Vorsitzende Hartmut Schneeweiß, sein langjähriger Amtsvorgänger Albert Hammer, Vertreter von Stadt - Bürgermeister Klaus Kornberger - und Land - Dr. Joachim Pufe - weihten am 23. August das neue "Riesenfernrohr" in der Sternwarte auf dem Karlsberg feierlich ein. Der zugleich von der bundesweiten Vereinigung der Sternfreunde ausgerufenen Tag der Astronomie lockte am selben Abend über 600 Besucher auf die Sternwarte.


Wie geht es weiter?

Der ständige weitere Ausbau der Sternwartenanlage ist allgegenwärtig. Da mit kontinuierlich steigender Besucherzahl gerechnet wird, sind die Beobachtungsmöglichkeiten darauf abzustimmen. Die Nutzung der neuen Medien steht ebenso auf dem Planungsprogramm, wie die Verbesserung der Beoachtungsmöglichkeiten der Mitglieder durch neue Geräte wie CCD - Kameras sowie eine Aufwärmmöglichkeit für besonders klare und kalte Nächte.

Es gibt also noch viel zu tun. Aber mit der aktiven Mithilfe ihrer Mitglieder, der Stadt und dem Land wird die Astronomische Vereinigung Weikersheim in der Lage sein, wie bisher, diese großen Aufgaben zu bewältigen.

Die Schulen - insbesondere das Gymnasium Weikersheim und das Deutschorden Gymnasium Bad Mergentheim - stellten uns gelegentlich Räume oder Geräte zur Verfügung, unterstützten uns aber vor allem in ideeller Hinsicht sehr kräftig. Ein Großteil der Besucher auf der Sternwarte sind Schüler - mehrere Hundert jedes Jahr. Und zwar nicht nur Astronomie - Grundkurse der Gymnasien. Schulklassen aus allen Schularten haben Interesse an der Astronomie. Planetenwegwanderungen, Nachtwanderungen mit Sternführungen und Beobachtungen durch das große Teleskop und vor allem die Führer mit Fragen geradezu löchern, das mögen die Schüler - übrigens wir auch!


Zusammenarbeit mit Schulen, Rotary und Lions-Club

Zu den Besuchern zählen auch auswärtige Klassen. Für sie ist unser Angebot sogar ein weiterer entscheidender Grund, Weikersheim, Igersheim oder Creglingen als Niederlassung für ihr Schullandheim zu buchen oder als Ausflugsziel anzusteuern.

Auch nach der Vereinsgründung unterstützte uns der Rotary-Club. Dasselbe gilt auch für den Lions-Club. Als Gegenleistung hielten Mitglieder immer wieder bei Clubabenden interessante Vorträge mit astronomischen Themen oder gaben Sternführungen für Clubmitglieder.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch und wünschen Ihnen dafür clear skies!